DIE DONAU LESEN. (TRANS-) NATIONALE NARRATIVE IM 20. UND 21. JAHRHUNDERT

Babakai_003.JPGZehn Staaten berührt oder durchfließt gegenwärtig die Donau als zweitlängster Fluss Europas. Im 19. Jahrhundert hatte sich die Vorstellung der Donau als Band verfestigt, das unterschiedlichste Völker oder aber den Okzident mit dem Orient verbindet. Diese völkerübergreifende Metaphorik wird im 20. Jahrhundert zwar zeitweise zurückgedrängt und durch andere Bilder ersetzt und ergänzt. Dennoch verdichteten sich in Zeiten tiefgreifender Umbrüche, so etwa in den Jahren nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg, um 1989, zur Zeit des Zusammenbruchs des Kommunismus oder während der Jugoslawienkriege die Narrative vom Fluss als dem „großen Integrator” (Péter Esterházy, 1992).

 

Ziel des Projektes „Die Donau lesen. (Trans-)Nationale Narrative im 20. und 21. Jahrhundert“ ist, die Donau als hoch aufgeladenen Imaginationsraum mit Blick auf ihre Funktion bei der Herausbildung identitätsstiftender Narrative im Zusammenspiel verschiedener Medien – Literatur, Fotografie und Film – zu untersuchen.

Das in Österreich und Deutschland angesiedelte Projekt wird grenzübergreifend von dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) über einen Zeitraum von drei Jahren mit über einer halben Million Euro gefördert. Das Projekt ist am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Wien) angesiedelt, von wo aus PD Dr. Christoph Leitgeb das Projekt leitet, und am Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde (Tübingen), wo Prof. Reinhard Johler und Dr. Olivia Spiridon das Projekt vertreten.

Vier Teilprojekte  verflechten sich miteinander: die Donau in Textnarrativen (Dr. habil. Edit Király), in Bildern und Alben (Dr. Anton Holzer), in Filmnarrativen (Dr. Olivia Spiridon) sowie räumlich spezifiziert in der Vojvodina im Rahmen einer Fallstudie (Dissertation von Branko Ranković betreut von Prof. Reinhard Johler).

Auf ein transmediales Konzept von Narration abzielend, werden sowohl medienspezifische Donaunarrative analysiert als auch, in einer zweiten Phase, Schnittpunkte ausgemacht, in denen die Donau in einem transmedialen narrativen Geflecht nicht in eine, sondern in verschiedene, bekannte und weniger bekannte – transnational, national, regional ausgerichtete – Erzählungen eingefangen wird. Um Expertise über den gesamten Stromverlauf einzuholen, konnte man darüber hinaus Kooperationspartner an renommierten Forschungsstellen in Bratislava, Budapest, Novi Sad, Sofia und Bukarest gewinnen.

Das Projekt ist mit einem Kick-Off-Workshop am 13. März 2020 in Wien erfolgreich gestartet. Über erste Ergebnisse und den weiteren Verlauf informieren wir bald über die Webseite des Projekts.

Publikationen:

bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

bei der Universität Tübingen

beim Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde