Einwanderung als identitätsstiftendes Narrativ der Donauschwaben

In einer multiethnischen und mehrkonfessionellen Region wie dem Donau- und Karpatenraum treten zahlreiche sinnstiftende Erzählungen ethnischer, sprachlicher oder religiöser Gruppen in Erscheinung, die miteinander korrespondieren oder konkurrieren können. Eine konkurrierende Einflussnahme zeigt sich beispielsweise an den Orientierungsnarrativen mehrerer ethnischer Gruppen, die gleichermaßen den Topos der Einwanderung bzw. der Landnahme enthalten. Die Einwanderung und Ansiedlung der deutschen Kolonisten im Königreich Ungarn gingen im Verlauf des 19. Jahrhunderts als Erfolgsgeschichte in das kollektive Bewusstsein der Großgruppe ein. Das Projekt fragt nach dem Stellenwert des Migrationsprozesses im kollektiven Gedächtnis der Donauschwaben. Ebenso wird den Formen und Mitteln der (Re-)Konstruktion und Inszenierung dieses identitätsstiftenden Elements nachgegangen. Dabei stehen nicht nur deren Veränderungen im Verlauf der Jahrhunderte im Blick, sondern zugleich auch die konfessionelle Unterscheidung zwischen katholischen und protestantischen Donauschwaben sowie die regionalen Verschiedenheiten.