Lager als Lebensform in Deutschland nach 1945
Laut Duden deckt der Begriff „Lager“ ein breites semantisches Spektrum ab. Dem historisch-gesellschaftlichen Verständnis nach ist ein Lager ein „(provisorischer) Wohn- und Übernachtungsplatz“, der für das „vorübergehende Verbleiben einer größeren Anzahl von Menschen“ eingerichtet wird. In dieser Bedeutung erlebte der Begriff seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert eine bis in die Gegenwart andauernde Konjunktur. Um das Grundwort „Lager“ entstanden immer neue Begriffe, die Ausdruck eines Jahrhunderts sind, in dem Lager und Lagerwelten als Begleiterscheinungen von Krieg und (Zwangs)Migrationen einen immer größeren Platz im Alltag der Deutschen einnahmen, bis hin zur Geschichte der Bundesrepublik. Im Unterschied zu den Lagern als Repressionsinstrument im Allgemeinen und zu den Lagerwelten der NS-Zeit im Besonderen sind die Lager der Nachkriegszeit, mit Ausnahme der DP-Lager, nicht gut erforscht. Hier setzt das Forschungsprojekt an, das Formen, Stellenwert und Wahrnehmung der Lager nach 1945 in der Bundesrepublik untersucht. Das Vorhaben ist den Leitbegriffen migrations und memories verpflichtet.