An der Donau. Ein europäisches Literaturprojekt

Die Donau verbindet und trennt menschliche Lebensräume, sie ist Teil ihrer Weltvorstellungen und stiftet in ihrem Verlauf zahlreiche Identitäten. Abhängig von ihrer geografischen Beschaffenheit und vom sozialen und zeitlichen Kontext variieren die Bedeutungen, die ihr zugeschrieben werden. Die Donau als Landschaft und Lebensraum ist Kulisse für Handlungen und Sinngebungsprozesse und wird in literarischen und auch filmischen Darstellungen dargestellt, neu erschaffen und problematisiert. Narrationen als Versuche zur Erschließung und Vermittlung der vielfältigen Welten entlang des Stromes sind Ausgangspunkt für die Konzeption dieses Projekts.

Das Projekt wird von der Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des Programms „Perspektive Donau: Bildung, Kultur und Zivilgesellschaft“ gefördert.

Es umfasst die Zeitspanne April 2015 – April 2017 und stützt sich auf vier Säulen:

  1. Thematische Seminare mit Studierenden aus den Anrainerstaaten der Donau sowie Übersetzungs-Workshops
  2. Autorenlesungen und Filmpräsentationen
  3. Herausgabe einer Anthologie
  4. Webseite www.danubylon.net


Blockseminar „Identitätslandschaft Donau“

Flüsse spielen eine wichtige Rolle in der Selbstverortung von Gesellschaften. Als Handelsrouten und als Kriegsstraßen sind sie vielfach mit ihrer Ökonomie und ihrer Geschichte verflochten. So auch die Donau. Doch während andere große europäische Flüsse, etwa die Wolga oder der Rhein, oft zu nationalen Landschaften stilisiert wurden, sind die Vorstellungen von der Donau vorwiegend übernational geprägt: ein Fluss, der verschiedene Ethnien, oft sogar verschiedene Imperien miteinander verband oder auch voneinander trennte. Daher diente die Donau nicht nur als eine identitätsstiftende Landschaft verschiedener Gesellschaften und Ethnien, sondern auch als emblematische Landschaft einer Region.

Das Blockseminar vom 30. April bis zum 3. Mai 2015 fand im Rahmen des Programms „An der Donau. Ein europäisches Literaturprojekt“ statt, das von der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH gefördert wird.

Dozentinnen: Dr. habil. Edit Király (Germanistisches Institut der Eötvös Loránd Universität in Budapest) und Dr. Olivia Spiridon (Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, Tübingen)

Weitere Informationen finden Sie auf Facebook/danubylon


Blockseminar „Städte an der Donau“

Die Donau trug einerseits als Verkehrsstraße zur Entwicklung moderner Städte bei, andererseits bewahrte sie als natürliche Wasserader schrumpfende Paradiese einer urwüchsigen Naturlandschaft. Diese Doppelrolle verleiht dem Strom bis heute seine literarische Bedeutung und sie wirkt sich auch auf die Beschaffenheit der Städte an seinen Ufern aus. Im Seminar wird der Zusammenhang von Strom und städtischen Lebensräumen anhand von literarischen Texten beleuchtet, die als eine besondere Wissensquelle über eine europäische Großregion betrachtet werden.

Im Rahmen des Seminars präsentiert der Regisseur Péter Forgács seinen Film Danube Exodus, in dem mit Originalmaterial aus den Jahren 1939 und 1940 an die „Donauroute“ als Fluchtweg europäischer Migranten erinnert wird.

Das Blockseminar findet vom 21. bis zum 24. April 2016 auf der Donau-Insel Szentendre in der Nähe von Budapest statt.

Dozentinnen: Dr. habil. Edit Király (Germanistisches Institut der Eötvös Loránd Universität in Budapest) und Dr. Olivia Spiridon (Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, Tübingen)


The Image of the Lower Danube between Propaganda and Authenticity

30.04.2014
Filmpräsentation von Dr. Marian Tutui, Institut für Kunstgeschichte (Bukarest)


Lesung mit dem ungarischen Schriftsteller Gergely Péterfy

1.05.2015
In seinem Roman „Der ausgestopfte Barbar", der zurzeit ins Deutsche übersetzt wird, wird der aus Westafrika stammende sagenumwobene Wiener Hofmann Angelo Soliman mit dem ungarischen Aufklärer Ferenc Kazinczy zusammengeführt. In der von Kazinczys Frau, der schriftstellernden Sophie Török erzählten Geschichte werden verschiedene Lebenswege ineinander gespiegelt. Als Reflexionsfläche dient neben der Donau auch jene Vitrine, in der – siehe Titel – Angelo Solimans menschliche Überreste ausgestellt sind.