Deutschsprachige Literaturen in Rumänien 1918-1933. Die Produktion der Eliten
Im Rahmen des Forschungsbereichs wurde dieses Teilprojekt in einem Team von 12 Kollegen aus verschiedenen Universitäten in Rumänien koordiniert und bearbeitet. Es stellt einen Teil des übergeordneten Projekts „Deutsche Sprache und Literatur in Rumänien 1918-1933. ‚Postimperiale‘ Realitäten, öffentlicher Diskurs und kulturelle Felder“ dar. Dieses ist an der Babeș-Bolyai Universität in Klausenburg und am Institut für Soziohumane Forschungen an der Rumänischen Akademie, Zweigstelle Hermannstadt, angesiedelt und wird von Prof. Dr. Andrei Corbea Hoișie und Prof. Rudolf Gräf geleitet und von der Rumänischen Akademie der Wissenschaften gefördert.
Mit der Produktion der Eliten lag der Fokus auf literarische Texte aber auch auf benachbarte Felder der Kultur und Politik. Die literarische Entwicklung in der Zeit zwischen den Weltkriegen zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Dynamik aus. Sie ist im Kontext des Weltkriegsendes und der ideologischen Radikalisierung zu sehen und sie ging mit den für diese Periode typischen wechselnden Loyalitäten und fluiden Identitäten einher. Unter literatursoziologischen Gesichtspunkten betrachtet, hat man es mit einer Zeit zu tun, in der die Bewahrung der Autonomie des Literarischen zunehmend schwieriger wird. Die Schriftsteller handeln in Abhängigkeit der Trias Minderheit, rumänischer und deutscher Staat. Das literarische Feld verändert sich durch Einflüsse aus benachbarten Bereichen, wie dem politischen, sodass Hierarchisierungsprozesse durch Faktoren außerhalb des Werts des literarischen Werks bestimmt werden. Eine für die deutsche Minderheit enttäuschende Kultur- und Minderheitenpolitik in Rumänien einerseits und andererseits der wachsende Einfluss Deutschlands bewirken Neupositionierungen von Schriftstellern und Institutionen des Literaturbetriebs und die Orientierung an eine neue Öffentlichkeit. Formalthematisch wandelten sich die literarischen Ausdrucksformen weg von der Moderne – einer Mischung aus Expressionismus, Neuromantik und Impressionismus – hin zu einer zunehmend konservativ und national eingestellten Literatur.
Ziel der Untersuchung ist, die Entwicklungsdynamik dieser Regionalliteraturen aufzuzeigen. Im Mittelpunkt stehen Prozesse, in denen sich wichtige Vertreter der deutschsprachigen Regionalliteraturen aus Siebenbürgen und dem Banat in Akteure grenzüberschreitender Netzwerke – und damit in „auslandsdeutsche“ Autoren – transformieren. Schwerpunkte liegen auf Änderungen des literarischen Kanons weg vom Primat des Ästhetischen hin zum Ideologischen, literarische Modelle aus Deutschland und Österreich sowie die Untersuchung ausdifferenzierter Aushandlungen von Identität anhand einiger Fallbeispiele.
Einen weiteren Schwerpunkt im Rahmen des übergeordneten Projekts stellt die Entwicklung des Schulwesens im Banat, in Siebenbürgen, in Bessarabien und der Bukowina dar.
Die Ergebnisse des Projekts erscheinen 2023 im Rahmen einer zweibändigen Publikation: „Deutsche aus Rumänien 1918-1933. ‚Postimperiale‘ Realitäten, öffentlicher Diskurs und kulturelle Felder“ in rumänischer Sprache im renommierten Polirom Verlag.